Der Zeitplan einer wissenschaftlichen Arbeit

Um in der Planungsphase das Forschungsdesign abzurunden ist die Erstellung eines Zeitplans für die Phasen der Erarbeitung und Abfassung einer wissenschaftlichen Arbeit unerlässlich. Forschungsvorhaben, die als Projekte drittmittelfinanziert sind oder als Promotionsarbeiten sich um eine Unterstützung in Form eines Stipendiums bemühen, müssen dem potentiellen Geldgeber im Antragsverfahren einen solchen Zeitplan vorlegen. Neben diesem Zwang zur schriftlichen Ausarbeitung eines Zeitplans für Dritte ist es aber auch im eigenen Interesse des Forschenden sinnvoll, einen Plan zu erstellen. Besondere Bedeutung erhalten Zeitpläne, wenn in einem Forschungsverbund Arbeiten verschiedener Individuen und Gruppen miteinander koordiniert werden müssen.

Zeitplanungen müssen im Wesentlichen drei Kriterien genügen:

- sie müssen umfassen sein, d.h. sie sollten alle notwendigen Arbeitsschritte erfassen,

- sie müssen stringent und

- sie müssen durchführbar sein.

Um einen Zeitplan zu erstellen müssen die wesentlichen Arbeitsschritte im voraus geplant werden. Es muss abschätzbar sein, wie lange ein bestimmter Schritt dauern wird und wie die einzelnen Projektphasen sinnvoll zeitlich geordnet werden. Im Wesentlichen besteht in den Geistes- und Kulturwissenschaften die Forschungsarbeit aus den Schritten der Quellenerhebung, der sich an diese anschließenden Materialauswertung sowie dem Abfassen der Ergebnisse. Um einen Zeitplan zu erstellen, muss in der Vorbereitungsphase eines Antrags oder in der Planungsphase eines Forschungsvorhabens besonderer Wert auf eine möglichst umfassende und genaue Recherche der in Frage kommenden Quellenbestände gelegt werden. Dazu ist es nicht nur notwendig, von deren Existenz zu wissen, es bedarf auch einer genauen Kenntnis deren Verfassung und im Besonderen ihres Umfangs, um die anzusetzende Arbeitszeit realistisch einschätzen zu können. Insofern ist es in der Projektierungsphase eines Forschungsvorhabens immer notwendig, sich die Quellenbestände anzuschauen. Handelt es sich dabei um Archivbestände, ist eine Sichtung derselben vor Ort in der Regel unumgänglich.

Ein Zeitplan sollte genau angeben, wie viel Zeit für einen Arbeitsschritt veranschlagt wird und wann dieser durchgeführt werden soll.


Beispiel eines Zeitplans für ein Forschungsvorhaben zur Geschichte der Politischen Kommunikation in BRD und DDR im Vergleich:
Zeitraum Dauer in Monaten Tätigkeit
7/ - 9/2003
3
Archivaufenthalt Berlin/Sichtung DDR Behörden und SAPMO
10/ - 11/2003
2
Sichtung Druckwerke DDR
12/2003
1
Archivaufenthalt Halle
1/2004 - 6/2004
6
Auswertung der erhobenen ostdeutschen Materialien
7/ - 9/2004
3
Archivaufenthalt Koblenz/Sichtung bundesdeutscher Behörden und Parteien
10/ - 11/2004
2
Sichtung Druckwerke Bundesrepublik
12/2004
1
Archivaufenthalt Kassel
1/2005 – 6/2005
6
Auswertung der erhobenen westdeutschen Materialien
7/2005 – 6/2006
12
Abfassung einer monografischen Publikation zum Thema sowie Durchführung einer Tagung und Erstellung eines Tagungsbandes
Beispiel eines Zeitplans für ein Forschungsvorhaben zur Geschichte der Politischen Kommunikation im Vergleich von BRD und DDR. Die Begründung für die einzelnen aufgeführten Schritte und Archive muss im Antragstext erfolgen.

Je überzeugender ein Zeitplan gemessen an den Kriterien Stimmigkeit und Durchführbarkeit ist, desto größer sind die Erfolgsaussichten auf Förderung durch Dritte und auf Gelingen des ganzen Projekts.

Stefan Haas